Blasenpflaster & Skizzenbücher

Ich habe lange keine Kunst gemacht und geteilt. Kein Gemälde, kein Gedicht, keine Illustration. 

Okay, es gab die ein oder andere Skizze und vielleicht auch ein Tierportrait. Aber nichts, das aus tiefstem Herzen entstand. Nichts mit großer künstlerischer Seele. 

Nein, ich habe keine Schaffenskrise, falls du daran jetzt direkt denkst. Ich hab einfach Urlaub gemacht. Von der Kunst. Zum ersten Mal seit vielen Jahren habe ich wochenlang nichts geschaffen (und auch nichts geschafft… haha). Ich habe einfach nur gelebt. Habe andere Städte und Orte gesehen, bin unfassbar viel zu Fuß gegangen und jetzt absoluter Fan von Blasenpflastern. 

Ich habe in Zügen, auf Balkonen und in einem Garten gesessen und dabei in den Himmel gestarrt, ein wenig gelesen oder Sudokus gemacht. Und ich habe Zeit mit Menschen verbracht, die ich liebe. Ungeteilte Zeit, ohne Gedanken an Jobs oder Kunst oder Social Media. Ich war immer genau da, wo ich war. Wochenlang. 

Und es war schön. So wunderschön. 

Es ist seltsam, dass es so okay war, keine Kunst zu machen. 

Jahrelang habe ich mich kreativ getrieben gefühlt, immer das Bedürfnis gehabt, etwas Neues zu schaffen, immer am Ball zu bleiben. Druck, Druck, Druck. Aber plötzlich, schon einige Zeit vor meinem Urlaub, war der Druck weg. Monatelang hat mich das irritiert. Wenn man so viel Zeit in etwas steckt, was einem plötzlich nur noch halb so wichtig ist, dann fühlt sich das ganz schön merkwürdig an. Wie ein leerer Platz in einem Regal, dort, wo vorher immer etwas stand. Man kann sich einfach nicht daran gewöhnen, dass er leer ist. 

Aber wie das nun mal so mit Gewöhnung ist, braucht sie ihre Zeit. Und ehe man sich versieht, ist das Ungewohnte plötzlich Normalität. 

Und so habe ich aus der Not eine Tugend gemacht und mir die Pause gegönnt. Habe keine Pinsel benutzt und auch keine Wörter. Und dann hab ich gemerkt, dass ich wieder Lust habe, etwas zu schreiben. Wie diesen Text. 

Ich habe mir übertrieben viele Skizzenbücher gekauft und begonnen, an einem lang beiseite gelegten Buchprojekt zu arbeiten. Und dann war mir plötzlich klar, dass ich wieder dabei bin. Ganz ungeplant, einfach so. 

Nur dieses Mal ist es anders. Ohne Druck und extremen Antrieb. Ohne Mühe, aber dafür mit sehr viel Muse und Eleganz. Und Freude am Schaffen selbst. 

Und auf diese Freude freu ich mich.